Anlage Ullerich

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Anlage Ullerich

Wer eine neue Heizung benötigt, sei es, weil er neu baut oder seinen Altbau renoviert, steht unweigerlich vor der Frage, was soll ich denn nun nehmen? Mir sind nicht nur rein technische Daten wichtig, auch die Motivation spielt eine große Rolle, wie die zukünftige Wärmequelle beschaffen sein sollte. Von daher nehme ich mir die Freiheit, auch ein wenig über das Drumherum zu schreiben, soweit es mindestens indirekt mit der Entscheidung zur Geisha zu tun hat. Einige Diskussionen im HTD zeigen, dass fast schon "religiöse Lager" postuliert werden. Eine solche Einteilung halte ich für alles andere als zielführend. Es erscheint mir äußerst wichtig, dass ein zukünftiger Anwender einer WP sich selbst hinterfragt und somit seine Kaufentscheidung auf einer breiteren Basis abstützen kann. Weiterhin sollte er sich darüber im Klaren sein, dass es ohne eigene aktive Mitwirkung dazu kommen kann, dass die eigenen Erwartungshaltungen und die vorgefundene Realität nicht übereinstimmen. Somit sollte sich jeder vorher drei Fragen stellen:

  1. Für wen baue ich?
  2. Was brauche ich wirklich?
  3. Bin ich bereit, mich ein Stück weit mit Technik auseinander zu setzen?


unsere Vorgeschichte

Mitte 2016 entstand der Wunsch, noch mal ein neues Haus zu bauen. unser vorhandener Altbau, entstanden Anfang der 80er und durch einen Anbau Anfang der 90er fast bis auf das Doppelte vergrößert, wurde zunehmend von unserem Gewerbebetrieb "übernommen". durch den Kollegen "großer Zufall" konnten wir ein Grundstück kaufen, das vom Verkäufer schon voll erschlossen war. Der Neubau ist auf Sicht dann auch unser Altersruhesitz. Von daher standen die Fragen "Was brauchen wir wirklich?" und "Für wen bauen wir?" im Vordergrund. Ziel war es, mit möglichst geringen laufenden Kosten in Hinsicht auch auf geringe Investitionskosten im Alter dort noch wohnen zu können. Dabei ist ein kleiner Holzbau heraus gekommen, dessen Wohnfläche dem eines Ferienhauses gleicht.


Außenansicht 1, Geisha durch Anhänger verdeckt
Außenansicht 2, Mitte links kocht die Geisha


Bestandsaufnahme und Rahmenbedingungen

Wir sind zwei Personen und möchten wenig Geld ausgeben ;-) Spaß beiseite, wir haben das Haus für uns gebaut und nicht für die Nachbarn. Daher sind an manchen Stellen fast gnadenlos kompromisslose Lösungen entstanden, wenn wir uns in unserem Umfeld umschauen. Grundriss: Grundriss Es gibt nur ein Duschbad, von daher ist die Aufbereitung von Warmwasser überschaubar, zumal wir beide auch keine Weltrekorde im Dauerduschen aufstellen wollen. Den Verbrauch haben wir mit grob 35 Litern pro Person und Duschgang angesetzt. Weiterhin ist unser Technikraum (im Grundriss als HWR bezeichnet) mit 5,2 qm zwangsweise recht klein ausgefallen. Große und voluminöse Technik schied somit grundsätzlich aus, Grundprinzip KISS (Keep it simple and stupid), weiterhin wurde KFW40 angestrebt. Fußbodenheizung war klar, die haben wir teilweise auch im alten Haus. Ein Kamin ist dort auch gewesen, da wir den Kaminofen aber mehr als nur äußerst gelegentlich genutzt haben, stand er nicht mehr auf unserer Wunschliste. Und da war dann noch die EnEV 2017... Aufgrund des alten Hauses, in dem eine Gasbrennwerttherme seit 21 Jahren ihren Dienst verrichtet, waren wir auf der "Gas-Schiene", zumal am neuen Grundstück schon Gas vorhanden war.

Dazu mein erster Beitrag im Forum HTD: Neubau kleiner Bungalow Gas schied schnell aus, auch wenn der Strompreis nicht einladend wirkt. Bei einer Heizlast von 4,3 kW und einer Abschätzung der Heizlast mit crink's Heizlast Tool, die eine Heizlast von ca. 2,2 kW ergab, war der Markt für ein Heizsystem, das nicht gnadenlos überdimensioniert gewesen wäre, äußerst überschaubar. Eine Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ergab schließlich 2.238 W, also passt alles. Unabhängig vom Heizsystem hatten wir uns zuvor für eine Bodenplatte mit integrierter FB entschieden, als Stichwort sei mal die Futura Energiesparplatte genannt. (An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an meine bessere Hälfte: das Thema "energiesparende Bodenplatte mit integrierter Fußbodenheizung " hat sie recherchiert. Also von wegen Frauen und Technik ...)

Da wir beide kaum ein unüberwindbares Hindernis darin sahen, dass vielleicht mal das Haus und das Duschwasser ein wenig zu kalt ausfallen könnte, schieden die allermeisten Thermen und WP aus dem Rennen aus. Die Argumentation, eine zu häufig taktende Anlage verbrennt Geld und sorgt für übermäßigen Verschleiß, ist plausibel nachvollziehbar. Gerade bei derartigen kleinen Heizlasten treten die variablen Kosten für den Bezug in den Hintergrund und Fixkosten wie die Zählergrundgebühr wirken sich deutlich aus. Zudem kennen wir die Kosten für die Wartung und den Schornsteinfeger nur zu gut.

Damit war klar, es wird eine WP werden. Nur - welche genau? Ein Ringgrabenkollektor wäre möglich gewesen, aber den hätten wir nicht in Eigenregie verlegen können. Dazu fehlte es uns an Zeit und wenn wir welche hatten, war sie kaum einplan- und kalkulierbar. Nächster Halt: Erdwärmesonde. Die hat ein Nachbar auch, aber sein Haus ist deutlich größer und kleine Anlagen waren nicht in Sicht. Nächster Halt: Direktverdampfer. Es kam kein Angebot zustande, da es allem Anschein nach hier in unserem Raum zwar ein Unternehmen gab, das das hätte ausführen können, aber die wollten nicht. Von den vier Heizungsbetrieben, die wir letztlich um Angebote für Luft/Wasser Wärmepumpen gebeten hatten, meldeten sich zwei erst gar nicht (eines davon liegt sogar einige hundert Meter entfernt), ein anderes wollte uns eine "großzügige" Anlage von Buderus verkaufen, das vierte Unternehmen, das Nibe vertrat, kam sogar zu einer Ortsbesichtigung. Aber deren Vorstellung von Aufstellung und Größe deckten sich nicht mit unseren Vorstellungen. Also: kein sinnvolles Ergebnis.

Endhaltestelle: Geisha

Ein uns gut bekannter Handwerker, der mehr den Allroundern zuzuordnen ist und den wir aus verschiedenen Aufträgen in Verbindung mit unserem alten Haus kannten, erklärte sich bereit, auch die WP mit einzubauen. Es gab eine klare Arbeitsteilung. Seine Ansage war, dass er wenig Erfahrung mit WP hat, sie mir aber einbaut, wenn ich die wesentlichen Vorgaben mache und die WP kaufe. Perfekt! Der Rest ist dann doch eigentlich ganz einfach, kaufen, aufstellen und fertig. Nein - ganz so einfach nun auch wieder nicht ...

endlich Technik

  • eingeschossiger KFW40 Walmdachbungalow in Blockbohlenbauweise
  • Die Heizung monovalent, eine Unterstützung durch eine STA ist weder vorgesehen noch angedacht.
  • Die Nutzfläche beträgt 98 qm.
  • 4 Zapfstellen: Küche, Gäste WC, Bad mit sehr großzügiger walk-in Dusche (Abmessungen 1,2 x 1,4 m)
  • BW Speicher 200 TWL Standspeicher (da wir das Haus bezogen haben, bevor die WP in Betrieb genommen werden konnte, haben wir den Speicher mit einer zusätzlichen 3 kW Heizpatrone ausgerüstet. Bad etc. waren fertig, wir wollten schließlich warm zu Hause duschen.)
  • kein Smarthome. Es gibt aus unserer Sicht im "Ferienhaus" keine sinnvolle Anwendung dafür, die Wege sind mehr als kurz. Es existiert zwar ein Spieltrieb, der bezieht sich auf Lego Technik. Die Kabelfernbedienung der Geisha ist zwar nicht ganz so bedienerfreundlich, aber mit ein wenig Starthilfe war das auch gegessen.
  • KWL mit WRG von Wolf CWL 300 Die Planung erfolgte mit dem online Tool von Wolf, der Einbau geschah in Eigenregie.
  • Die Hydraulik unterliegt ebenso dem KISS Prinzip, sie wurde der hiesigen Vorlage entnommen.

Geisha-Hydraulik.jpg

Das war unsere Bibel.

Aufstellung Geisha:

Aufstellung Geisha Ullerich.png

Die Umrandung ist mittlerweile abgebaut, da ab Frühjahr '18 eine kleine Abdeckung in Form eines einfachen Pultdaches errichtet werden soll. Sie steht auf den bekannten Big Foots, darunter befinden sich noch Rasengittersteine, die vom Bau der Auffahrt übrig geblieben waren. Das Rohr unter der WP ist ein Rest Abwasserrohr, das war für das anfallende Kondenswasser vorgesehen, aber ...

Aktuell sieht es so aus:

Aufstellung Geisha Ullerich aktuell.jpg

Der Bereich unter der WP wurde großzügig mit Kiesel ausgelegt, darunter befindet sich Unkrautvlies und viel Sand. Das Kondenswasser versickert perfekt und das Rohr ist eigentlich überflüssig. Lediglich die Anbindung VL und RL könnte ein wenig optimaler verlaufen, das hat sich so ergeben. Ursprünglich sollten die beiden Leitungen deutlich direkter in Haus, aber wegen des Eingangsbereiches mussten wir einen Kompromiss schließen. Das Ablaufrohr hätten wir uns sparen können. Aber da es nun einmal dort ist, bleibt es auch an seinem Platz.

Technik auf kleinem Raum

Wie oben schon erwähnt, der Raum für die Technik ist begrenzt, hier mal einige Eindrücke:

HWR 1 Anlage Ullerich.png

Oben ist die "voluminöse" KWL zu erkennen.


HWR Anlage Ullerich.png

Und das ist Technik auf kleinem Raum, die Geisha macht's möglich. Als Monoblock ist sie daher nahezu unschlagbar.

Daneben findet sich noch der Sicherungskasten im HWR, ebenso wie in einer Ecke der HKV. Viel mehr gut funktionierende Heiztechnik gibt es bei uns nicht.


ERR oder nicht ERR, das ist hier die Frage

Ja, es war eine Frage für uns, da wir über keine Erfahrungen verfügten und unser Handwerker starke bedenken zeigte. Denn "da gab es die oder die Anlage da musste das rein..." Wie auch immer, uns war nicht so richtig klar, was das bedeutete. Somit fuhren wir zweigleisig. In drei Räumen wurden die Installationen für die Ventile des KKV gelegt, aber mehr auch nicht. Denn parallel dazu beantragten wir die Befreiung von einer ERR gemäß § 12 Abs. 2 EnEV (Einzelraumregelung). Und ja, dem wurde stattgegeben. Nun haben wir einige "Soda" Abdeckungen in den Wänden, die sind einfach nur so da ;-) Bislang können wir sagen, es funktioniert. Da das Haus recht klein ist, wäre eine ERR letztlich völlig sinnlos. Die Innenwände sind ja nicht genügend untereinander thermisch isoliert und die FB ist träger als die sprichwörtliche deutsche Amtsstube. Oder um es technisch zu sagen, die Totzeit des Systems ist viel zu hoch (im Bereich einige Stunden), um von außen auf kurzfristige Änderungen der Temperaturen reagieren zu können. Das System muss es auch nicht, aber diese Gedankenpfade sind nicht leicht zu verlassen.

Geht aber doch. Wenn man will.

An dieser Stelle möchte ich dann doch noch einmal auf den Begriff "Erwartungshaltung" eingehen, denn wer sein Badezimmer rundum mit 24 Grad beheizen möchte, aber im restlichen Haus vielleicht nur 21 Grad, der sollte sich hinterfragen, ob dieser Raum das in der Form wirklich benötigt. Bei uns war es klar, die Aufenthalte im Bad sind kurz, von daher ist eine dauernd höhere Raumtemperatur nicht erforderlich. Es gab noch die Idee, eine Affenschaukel (einen beheizten Handtuchhalter) einzubauen, aber sie ist mittlerweile in völlige Vergessenheit geraten.

unsere 'JAZ'zen

Die Ermittlung des Energievierbauches erfolgt ganz brav über einen separaten Stromzähler und einen Wärmemengenzähler. Aufgrund der Entscheidung gegen Smarthome erfolgt das rein händisch. Die Wege sind ja kurz, der Zugang zu den Zählern erfolgt ja problemlos über den Flur. Aktuell lese ich täglich die relevanten Daten ab und rage sie in eine Tabelle ein. reicht für unsere Bedürfnisse völlig aus. Die "offizielle" Messung begann nach einigen Irrungen und Wirrungen am 17.9.2017. Ab diesem Zeitpunkt liegt die bislang ermittelte AZ bei 3,78. Sie wird sicherlich noch höher, da die Optimierung der Einstellungen erst nach und nach erfolgte. Von daher ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

hydraulischer Abgleich

Der war nicht so einfach. Der Verlegeplan

Verlegeplan Anlage Ullerich.PNG

zeigt sehr unterschiedliche Längen. Mit Hilfe des WMZ, der die aktuellen Durchflussmengen anzeigt, wurde die Anlage abgeglichen. Bei Stufe 2 der HEP ergibt sich ein Volumenstrom von ca. 915 bis 922 l/h und ist somit im ersten Anlauf ausreichend. Im Schnüffelmodus sind es um die 650 l/h, beim Abtauen werden es 1250 l/h.

Geplant ist, die Verteilung der Längen zu ändern. Würde man den RL des Kreises 1.5 mit dem VL von 1.4 verbinden, dann ergäbe sich insgesamt ein neuer Kreis mit 95 Metern, sinngemäß 1.7 und 1.4. Diese Arbeiten können aber erst nach Ende der Heizperiode in Angriff genommen werden.

was noch zu erledigen ist

Die Längen der Heizkreise sind alles andere als optimal, aber aufgrund der Umstände sind sie vom Erbauer der Bodenplatte so festgelegt worden, wie sie sind: arg unterschiedlich. Daher werden sie, wenn ohne größeren Aufwand machbar, zusammengelegt.

Die Geisha bekommt noch ein Dach, um sie aus dem unmittelbaren Wettergeschehen heraus zu nehmen. Da ihre Rückseite im jetzigen Zustand nahezu ungeschützt ist, wird auf in Richtung Eingangsreich noch eine Art von "Lattenzaun" an der Konstruktion angeschraubt. Das lenkt den Blick von ihr ab und gibt eine gewisse Form von Schutz, die Alu-Lamellen des Verdampfers sind doch sehr filigran und empfindlich.


   Zu den anderen Referenzinstallationen <~ Link